Zeit der Ehrlichkeit

Mit über sechzig Jahren bin ich der Älteste im Team der Akademie. In meinem Leben war ich sehr lange Gefangener meiner eigenen inneren Grenzen.

Anfang der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts geboren, wuchs ich in einem Elternhaus auf, in dem Enge und Funktionalität herrschten. Schon als Kind spürte ich instinktiv, dass ich mich den Bedürfnissen und Vorstellungen meiner Eltern unterordnen muss – dass ich selbst „funktionieren“ musste, um sicher zu sein. 

Aber ebenso wie in den Sechzigern und Siebzigern in der Welt eine Zeit des Erwachens und der Rebellion war, so spürte ich auch in meinem Inneren: Da in mir wohnte eine Lebendigkeit, eine Urkraft, ein Drang zu erforschen, auszuprobieren, gelingen, scheitern oder einfach erleben zu wollen. 

In meiner Familie war kein Platz dafür. Nach außen hin war ich zwar ein wenig aufmüpfig, trug immerhin gegen den Widerstand meiner Eltern und fast all meiner Verwandten lange Haare, hörte Rockmusik und kleidete mich unkonventionell. Aber letztlich blieb ich trotz alledem angepasst und „brav“ auf den Wegen, die unsere Kultur für mich vorgesehen hatte. 

Der Angepasste, der in der Schule, im Studium, im Beruf und Leben erfolgreich war – und in mir drin immer der andere: Der Wilde, der Aufmüpfige, der Rebell. Meine Lebendigkeit und mein Drang nach Freiheit tief in mir versteckt und für mich behalten – immer wohl darauf bedacht, nur gerade so viel von mir zu zeigen, dass es für die anderen bloß nicht schwierig oder befremdlich wird. Mit der Folge, dass ich meine eigenen Bedürfnisse konsequent zensierte, um ja nicht anzuecken.

Aber in mir wuchs und wuchs der Stress. Es kostete unglaublich viel Kraft, mich immer wieder zu zügeln, unterzuordnen oder hinten anzustellen. Fast wie ein Rennpferd, das in der Startbox gefangen ist. 

Ein Auto auf Hochtouren mit angezogener Handbremse. 

Ein Schlagzeuger, der voller Drang und Energie steckt, aber einen simplen, langweiligen, geraden Beat schlagen muß. 

Langsam wurde mir immer klarer, wie sehr mich diese Last am Leben hindert, wie sehr sie mich einschränkt und wie sehr auch die Menschen, die mich lieben, von dieser Enge betroffen sind: Sie spüren meinen Stress, sie müssen mit ansehen, wie ich in depressiver Selbsteinschränkung vor mich hinvegetiere oder meine unkontrollierten Ausbrüche erleben.

Langsam aber sicher wurde in mir eine Stimme immer lauter, die nach Befreiung schrie. Meine innere Rebellion gegen meine eigenen Grenzen hatte begonnen – und sie nimmt immer noch weiter Fahrt auf.

Ein erster, vielleicht DER erste und wichtigste Schritt zur Selbstbefreiung war für mich der Gedanke der unbedingten Ehrlichkeit zu mir selbst: All meine Impulse und Muster – dienen sie mir, meinem Leben, meinen Bedürfnissen, meiner Lebendigkeit? 

Hör auf, Reiner, dir selbst vorzulügen, dass alles gut sei, wenn du im Innersten genau spürst, dass du dich selbst verrätst. Das nimmt dir die Möglichkeit, mit dir und deinem wahren Kern in Kontakt zu kommen! 

Hör auf, die anderen zu belügen, indem du nicht dich und deine Bedürfnisse zeigst, sondern ihnen vormachst, dass alles genau richtig für dich ist, obwohl das nicht stimmt. Das nimmt ihnen die Möglichkeit, mit dir und deinem wahren Kern in Kontakt zu kommen! 

Hör auf, Dinge und Standpunkte, die dir wertvoll sind, deine Werte, zu vernachlässigen. Du verlierst deine Würde und nimmst dir die Möglichkeit zur Selbstachtung!

Ehrlichkeit mir selbst und anderen gegenüber ist so wichtig für mich geworden. Je mehr ich es schaffe, meinen Kern, mein innerstes Wesen zu sehen und das zu ergründen, was sich für mich wichtig, stimmig und hilfreich anfühlt, desto mehr schaffe ich es, mich selbst klarer zu sehen, gegenüber anderen klar zu positionieren und auch von ihnen in der Tiefe gesehen zu werden. 

Und genau das ist es, was ich will und brauche: Im innersten Wesen gesehen und gewürdigt zu werden, um auch im Gegenüber das Innerste sehen und würdigen zu können.

Seit ich denken kann, spielt  Musik für mich eine große Rolle. Es gibt kaum etwas, das mich so sehr berühren kann. Als Jugendlicher hatte ich mir selbst das Gitarrespielen beigebracht und dann später zusammen mit Christina Musik gemacht. Seit ich bei einem Retreat erstmals in Kontakt mit Trancetanz gekommen bin, bin ich damit infiziert. Die Möglichkeit, über einen meditativen Tanz in andere Bewusstseinszustände zu finden, fasziniert mich sehr. Das wollte ich auch! Daher habe ich mich als Trancetanzpresenter ausbilden lassen und biete regelmäßig Trancetanzevents hier bei uns in der Mühle an: Sowohl als eigenständige Veranstaltungen als auch im Rahmen der AKADEMIE-Seminare.

Die AKADEMIE ist der Raum, in dem ich all meine wichtigen Erfahrungen gern teile. Ich gebe dir im Gespräch so gern den Raum, dich dir selbst, deinen eigenen inneren Begrenzungen, Überzeugungen und Verhaltensmustern zu nähern und zu erfühlen, wie es dir damit geht. 

In den Seminaren mit dem AKADEMIE-Team oder mit meiner Frau Christina teile ich voller Freude meinen reichen Schatz an Erfahrungen mit dir.

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