von Judika Bartels

Ich arbeite so, wie ich bin!

In vielen Momenten folge ich meiner Intuition. Ich habe im Laufe der Zeit gelernt, ihr zu vertrauen. Inzwischen weiß ich, dass sie eigentlich ein tiefes archaisches Wissen ist, das in uns allen verborgen liegt und zu dem ich immer deutlicheren Zugriff habe.

In meiner Improvisation öffne ich mich diesem alten tiefen Wissen und lasse meine Hände auf der Tastatur sprechen. Während des Spielens wird mir die Gefühlsbreite, die darin liegt, häufig erst bewußt.

„ Damals als Kind hast du dich nach der Schule erstmal stundenlang ans Klavier gesetzt und hast gespielt und gespielt und gespielt,“ erinnerte sich mein Bruder neulich. „Da kamen alle erlebten Gefühle heraus gesprudelt.“

Eine Oase der Freiheit. Ohne Noten, ohne die Einengung von Vorgaben.
Ein sich Hingeben in das, was da ist. Verarbeitung von innerem und äußeren Druck.

Ausdruck all der unterdrückten Gefühle, wie Wut, Angst und Trauer, die ich während der Schulzeit nicht zeigen konnte.

Während mein Bruder seine Innenwelt aufmalte, spielte ich sie auf dem Klavier.

In meinem Leben und in meiner Partnerschaft mit Eilert wurde es mir dann zunehmend wichtig, aus bestehenden Abhängigkeiten heraus zu kommen, oder gar nicht erst in neue hinein zu geraten.
Eigenständig werden. Freiheit!

Und dadurch noch größere Verbundenheit möglich werden lassen. Dies ist seit langem meine Grundhaltung in der Arbeit mit Menschen.

Ich arbeite so, wie ich bin!

Wenn ich früher gefragt wurde: „Wie, mit welchen Methoden, arbeitest du eigentlich?“, fiel es mir immer schwer, darauf zu antworten. Ich versuchte, mein Feld auf bestimmte Punkte einzugrenzen, und hatte anschließend regelmäßig das Gefühl, das Wichtige und Entscheidene nicht gezeigt zu haben.

Dieser riesengroße Teil in mir, mein Wesenskern, der den Kontakt zu Menschen braucht, um erspüren zu können, worum es gerade geht, schrie nach Würdigung.
Während ich das schreibe, spüre ich eine große Liebe zu diesem Teil.

Ja! Das bin ich! Und deshalb arbeite ich so – mit meinem ganzen Sein.

Deshalb brauche ich keine festgelegten Methoden, sondern passe den Begegnungsraum der Individualität des jeweiligen Menschen an. Und der Schwingung, die mit uns und zwischen uns im Raum ist.
Was früher noch eher eine Überlebensstrategie war, fließt schon lange als Fähigkeit in die Musiktherapie ein. Hier ebenso wie in meiner Arbeit in der biodynamischen Körperspychotherapie, und als Paar- und Sexualtherapeutin, verbinden sich alle meine Fähigkeiten miteinander.

Die Improvisation setzt sich auch in der bio-dynamischen Massage fort. Meine Hände wissen von selbst, wo am Körper sie gebraucht werden. Wenn ich den Körper berühre, kann ich die vielen Geschichten aus der Vergangenheit spüren, die der Körper erzählt.
Keine oberflächliche Berührung, sondern ein Reingreifen in tiefere Gewebeschichten.

Je nachdem wo der Körper traumatische Erinnerungen gespeichert hat, fühlt sich eine betroffene Körperstelle für mich und für die Menschen, die zu mir kommen, anders an.
Das Trauma ist dann dort durch deutliche Empfindungen (oder auch Nicht-Empfindungen) spürbar, die individuell sehr unterschiedlich sein können.

Es entsteht ein Austausch über diese Empfindungen und das, was sie auslösen.
Und so bilden sich Zusammenhänge, die einzelne Fragmente zu einem vollständigen Bild zusammenfügen.
Was an einer bestimmten Stelle des Lebens immer wieder ins Stocken geraten ist, kann so endlich wieder fließen. Es bekommt einen Sinn.

Begegnung in der Tiefe, in den Sehnsüchten, in der Scham, Wut, Schuld, in der Lebensenergie, in der Einsamkeit.

All diese Schichten und Bereiche des Lebens machen am Ende die Schönheit aller Menschen aus.
Die Akademie ist genau der Ort, an dem diese Begegnung in der Tiefe einen großen Raum kriegt.

Wo sich die Selbstbegrenzungen lösen können, beginnt die innere Freiheit.

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